Meine Koffer sind gepackt, heute Abend fliege ich zurück nach Europa. Ein komisches Gefühl… aber ich freue mich natürlich sehr darauf, meine Familie und meine Freunde wiederzusehen!
Einen letzten Blog-Eintrag aus Kamerun schiebe ich schon sehr lange vor mir her. Ich wollte noch ein paar Geschichten zur den Nahrungsmitteln aufschreiben, die ich in Dingombi gegessen habe.
FRÜHSTÜCK
Zum Frühstück gibt es in Kamerun häufig „Beignets“ – eine Art Krapfen oder ‚Donut‘ aus Weizenmehl – die mit Bohnen und gesüßtem wässrigen Maisbrei („Bouillie“) serviert werden. Klingt nicht so toll, schmeckt aber wirklich lecker!
Sonst gab es zum Frühstück unterschiedliche Dinge – mal Baguette mit Ei, mal nur Früchte, häufig auch die Reste vom Abendbrot.
WURZELKNOLLEN
Die Grundnahrungsmittel in der Sanaga-Maritime-Region sind verschiedene Wurzelknollen. Während Maniok das ganze Jahr über wächst, gibt es für Taro („Macabo“), Yams („Igname“), und Süßkartoffeln („Patate douce“) jeweils eine Saison. Sie können danach aber unter Palmenblättern noch relativ lange gelagert werden.
Maniok, Taro, Yams und Süßkartoffeln sind stärkehaltige Wurzelknollen – man kann sie sich ein wenig wie Kartoffeln vorstellen, nur noch deutlich fester und nahrhafter. Jede dieser Knollen hat einen eigenen Geschmack. Sie gehören eigentlich zu jeder Mahlzeit dazu. Serviert werden sie mit verschiedenen Arten von Soßen. Häufig werden die Knollen einfach wie Salzkartoffeln in größeren Stücken gekocht, aber es gibt unendlich viele verschiedene Verwendungszwecke. Das lässt sich am Beispiel vom Maniok gut illustrieren.
Um Maniok zu pflanzen, bricht man einfach von der überirdischen Pflanze zwei kleine Holzstöckchen ab und vergräbt sie im Boden. Ein Jahr später ist eine neue Pflanze gewachsen, von der man die Wurzel ernten kann. Für die Maniokernte wird der Strauch über der Knolle zunächst mit einer Machete abgeschlagen. Dann muss die große Wurzelknolle mit viel Kraft und etwas Geduld aus dem Boden gezogen werden. Meistens ist das die Arbeit der Frauen. Erna hat das für mich netterweise einmal demonstriert:
Maniok lässt sich zu vielen verschiedenen Mahlzeiten verarbeiten. Wenn man ihn im Mörser zerstampft, kann man daraus „Fufu“ machen – eine Art trockener Brei, der als Beilage beliebt ist. Diesen Brei kann man auch in Blätter einwickeln und dann über dem Feuer grillen, dann bekommt man „Mitumba“, eine Art Maniok-Hefekloß. Aus Maniok lässt sich auch Mehl herstellen, mit dem man verschiedene Dinge backen kann. Auch Tapioka – kleine Kügelchen, die eigentlich nach nichts schmecken und nur aus Stärke bestehen – wird aus Maniok hergestellt. Der interessanteste Verwendungszweck für mich waren die sogenannten „bâtons de manioc“ – Maniokstäbe. Sie lassen sich etwas länger lagern und brauchen viel Zeit in der Vorbereitung.
Zunächst wird der Maniok geschält und dann drei Tage lang in Wasser eingeweicht. Danach wird er zwischen schweren Steinen ausgepresst und dann mit einer Raspel in kleine Stücke gerieben. Die werden dann in einer Art Fleischwolf durchgedreht, bis sich ein glatter Brei ergibt. Dieser Brei wird dann in kleinen Portionen in große Blätter (z.B. große Stücke von Bananenblättern) eingewickelt und mit einem Faden verschnürt. Die kleinen Pakete (oder ‚Stäbe‘) werden dann über dem Feuer mehrere Stunden lang gegart. Zum Essen wickelt man sie wieder aus den Blättern aus.
BLATTGEMÜSE
Zu vielen Mahlzeiten gehört eine Soße aus grünen Blättern. In Kamerun werden dazu häufig wilde Okokblätter gesammelt. Aber auch Maniok- oder Folongblätter oder schmecken gut. In Deutschland kennen wir den Geschmack ein wenig vom Spinat. Die Blätter sind gesund und enthalten verschiedene Vitamine. Sie werden normalerweise in dicken Bündeln mit Kautschukbändern fest zusammengeschnürt und dann per Hand in gaaaaaanz kleine Stücke gehäckselt. Dann wird das Ganze mit Gewürzen und anderen Zutaten (z.B. Salz, Chili, Knoblauch, Zwiebeln) lange gekocht, bis sich eine dicke, fast schleimige Soße ergibt, die meistens mit großen Fischstücken angereichert wird. Übrigens gehört in der west- und zentralafrikanischen Küche ein Maggi-Gewürzwürfel immer mit in das Essen. Da hat die Firma vor Jahren wahnsinnig gute Werbung auf den tausenden lokalen Märkten der Region betrieben – ohne Maggi geht hier gar nichts.
SUPPEN UND SOSSEN
Andere Soßen bestehen aus unterschiedlichsten Zutaten. Häufig wird einfach eine Tomatensoße aus Tomatenmark zubereitet. Es gibt aber in der Region der Bassa auch die Mbongo-Soße. Sie ist kohlrabenschwarz und wird unter anderem mit der Rinde eines bestimmten Baumes zubereitet. Sehr häufig wird Erdnusssoße serviert – dazu müssen stundenlang Erdnüsse geknackt werden, die dann auch durch den Fleischwolf gejagt werden, um den Grundstock für die Soße herzustellen. Das alles ist sehr aufwendig und gehört zu den Hauptaufgaben der Frauen auf den Dörfern.
KOCHBANANEN und andere FRÜCHTE
Schon mal gesehen, wie Kochbananen (‚plantains‘) geerntet werden? Hier ein kurzes, wackliges Video (entschuldigt die schlechte Qualität – das habe ich aufgenommen, nachdem mein eigener Fotoapparat verlorgen gegangen war):
Die ‚Plantains‘ wachsen das ganze Jahr über. Ein Jahr nachdem man sie pflanzt, kann geerntet werden. Jeder Baum produziert nur eine Staude – danach wird er abgeschlagen, wie in dem Video gut zu sehen ist. Kochbananen sind eine feste Art Banane, die man erst grillen, kochen, braten oder backen muss, bevor sie gut zu genießen ist. Je reifer sie sind, desto süßer werden sie. Sie gehören zu meinen Lieblingsbeilagen in Kamerun.
In der Trockenzeit wird ansonsten recht wenig Obst gegessen. Ananas, Papayas (und auch Kokosnüsse) gab es im Februar ausreichend. Aber zur jeweiligen Saison gibt es zusätzlich dazu zum Beispiel noch viele Mangos, Avocados, Orangen, Guajaven und Buschpflaumen („Safou“).
Ein großes Problem im Busch ist der Mangel an Elektrizität. Niemand in ‚meinem‘ Dorf hatte einen Kühlschrank – alle Mahlzeiten werden frisch zubereitet. Milch wird grundsätzlich nur in Puderform gekauft und Fleisch, Fisch oder Eier gibt es nur, wenn man sie gerade vom Markt eingekauft hat oder wenn man direkt von der Jagd kommt. Zum „Bushmeat“ gehören Stachelschweine, Palmenratten, Affen, Mangusten, Igel, Schlangen, Hasen, Vögel und manchmal auch Schildkröten und Krokodile. Ich selbst habe (mit ein wenig Überwindungskraft) in meiner Zeit in Dingombi nur Stachelschwein, Falke, und Krokodil probiert. Fisch wird viel gefangen – den kann man wenigstens auch räuchern, dann hält er sich ein wenig länger.